Dual 731Q/714Q 1/2" Adapter & Bauanleitung für DIY Adapter
(zuletzt geändert 20.02.2021)



Inhalt:

Vorgeschichte:
Wie man als Besitzer eines 731Q (bzw. seines halbautomatischen Bruders 714Q) weiß, haben diese beiden Plattenspieler eine besondere ULM Aufnahme für den Tonabnehmer. Da es heute keine neuen Tonabnehmer mit dieser Befestigung mehr gibt, sind die Möglichkeiten ein heute übliches Tonabnehmersystem mit 1/2" Befestigung anzubringen "beschränkt" - sprich: Geht nicht.

Im Folgenden möchte ich gerne die diversen Umrüstmöglichkeiten mit ihren Vor-/Nachteilen kurz auflisten. Im Anschluß gibt's eine Bauanleitung für einen DIY Adapter, der aber einem aber einiges an handwerklichem Geschick abnötigt und eine ruhige Hand voraussetzt.


Original Umrüstsatz:
Im Lieferumfang war seinerzeit ein Umrüstsatz enthalten:



Diesen kann man immer wieder in der Bucht finden, allerdings bewegen sich die Preise dafür im Bereich 60-100€.
Bei diesem Umrüstsatz wird die kurze Kopfblende (für das ULM TK26) durch eine lange Kopfblende ersetzt, in die dann wiederum ein TK24 paßt.
Der 1/2" Tonabnehmer wird an dieses TK24 geschraubt, mittels der beigelegten Lehre ausgerichtet und dann in die lange Kopfblende geklipst.
Da der ganze Umbau den Tonarm zu kopflastig macht, wurden noch Gegengewichte beigelegt, die hinten auf den Antiresonator geschraubt werden können.

Vorteil:
- Einfaches Plug&Play System
- Bauhöhe für Tonabnehmer bleibt im Vergleich zur Originalbestückung mit TK26 erhalten

Nachteil:
- Die effektive Masse erhöht sich durch die lange Kopfblende und die Gegengewichte, wodurch die Vorteile des ULM (Ultra Low Mass) Arms dahin sind.



Umbau kurze Headshell (TK-26 + 1/2" Adapter aus Umrüstsatz G):

Quelle: http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&postID=106535#post106535

Im sog. "Umrüstsatz G" ist ebenfalls ein 1/2" Adapter enthalten, den man mit vglw. wenigen Handgriffen so anpassen kann, daß er ins TK26 paßt.
Ähnlich wie beim originalen Umrüstsatz ist die Beschaffungssituation mehr als kritisch. In USA scheint es wohl noch einzelne Exemplare dieses "Umrüstsatz G" zu geben, aber ebenfalls zu gesalzenen Preisen.

Vorteil:
- Vglw. einfach anzupassen
- Optisch vglw. gelungene Lösung
- Effektive Masse (und damit das ULM Prinzip) bleibt weitestgehend erhalten

Nachteil:
- Die Bauhöhe für mögliche 1/2" Systeme verringert sich erheblich, was die Systemauswahl einschränkt (der Tonarm des 731/714 ist nicht höhenverstellbar).
  


DIY Adapter aus TK24/TK14:
Hierbei handelt es sich um schon eingangs erwähnte Umbauten diverser anderer TK's, für die - wie schon gesagt - ein gerüttelt Maß handwerkliche Begabung nötig ist.

Ich verlinke hier zur Einfachheit die entsprechenden Threads aus dem Dual-Board:

» 1/2" System im 714/731 mit Eigenbau-Adapter «
http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&postID=82089#post82089

» TK24 meets TK260 «
http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&postID=81554#post81554
http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&postID=81543#post81543

» TK-14 meets TK-26 «
http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&postID=301471#post301471

Vorteil:
- Sehr leicht, effektive Masse (und damit das ULM Prinzip) bleibt weitestgehend erhalten
- Bauhöhe für Tonabnehmer bleibt im Vergleich zur Originalbestückung mit TK26 erhalten
- Unschlagbar billig

Nachteil:
- Fummelige Bastelarbeit
- Optisch rel. akzeptabel - kommt drauf an, wie man das Finish macht



Adapterplatte an TK26:
Zu guter Letzt sei auch die naheliegendste Lösung nicht verschwiegen, d.h. einfach ein 1/2" Befestigungsplättchen an das TK26 anbringen.

Auch hierzu gibt es einen Thread im Dual-Board:

» Alternative zum 1/2" Umrüstsatz des Dual 714 / 731 «
http://www.dual-board.de/index.php?page=Thread&threadID=39608

Das wäre auch als Eigenbau aus einem vorhandenen TK26 (so man seins zerstören will) denkbar, aber die Stecker am original verbauten ULM60E System sind dünner, als die handelsüblicher 1/2" Systeme, d.h. die müssen mit getauscht werden.
Ich gebe zu beachten, daß die noch erhältlichen TK26 auch so um die 40€ kosten, d.h. billig wird das auch nicht.

Vorteil:
- Sehr leicht, effektive Masse (und damit das ULM Prinzip) bleibt weitestgehend erhalten
- Bauhöhe für Tonabnehmer bleibt im Vergleich zur Originalbestückung mit TK26 erhalten
- Plug&Play Lösung
- Optisch perfekt

Nachteil:
- Noch im Prototypenstadium
- Preis steht noch nicht fest, dürfte aber wegen des verwendeten TK26 bei > 40€ liegen (meiner Einschätzung nach).


Ortofon OM an TK26:

Dies ist nicht direkt ein 1/2" Umbau, aber als Ersatz für das original verbaute ULM60E System durchaus erwähnenswert.
Hintergrund ist, daß das Ortofon OM System (soweit ich weiß auch das "OM Super") bzgl. Höhe praktisch baugleich zum ULM60E ist.
Was ich persönlich am OM sehr schön finde ist, daß man es mittels diverser Nadeleinschübe (Nadel 10, 20, 30, 40 - ab ca. 50€ aufwärts) den eigenen Bedürfnissen anpassen kann. Qullen im Dual-Board zu Folge, entspricht dabei die Nadel 10 (als Komplettsystem unter dem Namen "OM-10") klanglich ungefähr dem ULM60E. Es wird aber - je nach Geldbeutel - zu den nadeln ab 20 geraten, wegen der besseren Höhenabtastfähigkeit.

Um das Ortofon OM anstatt des ULM60E zu verwenden, schneidet man das Befestigungsplättchen (das ans TK26 geklipst wird) bündig ab:



Am Ortofon OM entnimmt man zuerst das Beschwerungsplättchen (oben in der 1/2" Befestigung).
Dann kürzt man den Teil der 1/2" Befestigung so, daß sich zusammen mit dem Befestigungsplättchen des "ex ULM60E" wieder die selbe Systembauhöhe ergibt. Das so "verstümmelte" OM wird dann an das Befestigungsplättchen geklebt.

Dabei muß präzise gearbeitet werden, weil das System ja dann nicht mehr justiert werden kann, d.h.:
- exakt mittige Position
- Nadelabstand in axialer Richtung muß stimmen.


Allgemeines zu den Umbauten:

Entscheidet man sich für einen der o.g. 1/2" Umbauten (außer 5. natürlich), dann hat man zwar eine 1/2" Befestigungslösung, ist damit aber immer noch 100% frei in der Systemwahl.

Da der Arm des 731/714 nicht höhenverstellbar ist, muß ein System bzgl. seiner Bauhöhe so gewählt werden, daß der Arm hinterher wieder waagrecht ist (evtl. kann unterlegt werden).

Bei den o.g. Varianten, die sehr leicht sind, also das ULM Prinzip erhalten, muß die Nadelnachgiebigkeit des Ersatzsystems sehr hoch sein (ca. im Bereich des ULM60E, also ~25).


DIY Adapter:

Hier zunächst mal eine kurze Übersicht eines Teils der TK's:



In Frage kommen alle TK mit Federstiften, also TK15, 25, 14, 24.
Ideal ist das TK24, da hier die Seiten schon passen.

Im Folgenden beziehe ich mich auf einen TK14 Grundkörper, in meinem konkreten Fall ein TK122, da es aus einem Dual 1226 stammt und daran ein Shure M75D befestigt war:



Beim TK14 sind die Seitenteile weiter nach unten gezogen und müssen zunächst auf das Seitenmaß eines TK24 gekürzt werden:



Zur Übersicht hier mal das TK von oben:



Das TK muß in seiner Länge nun gekürzt werden (roter Schnitt, ca. 1mm vor den Langlöchern).
Danach wird der Mittelsteg herausgeschnitten (blaue Schnitte).



Ich wollte die Headshell zum Schluß vorne wieder rund konturieren (Auffüllen mit UHU Plus Acrylit).
Damit der Kleber mehr Haftfläche hat, habe ich die Schnittkanten vor den Langlöchern (roter Schnitt) etwas abgerundet.

Nun hat man ja den vorderen Teil abgeschnitten. Darin befindet sich (von unten gesehen) der Verriegelungskeil, den wir wieder benötigen.
Also schneidet man aus dem vorderen Abfallstück den Teil heraus (siehe rotes Rechteck):



Ab jetzt wird's fitzelig, weil es jetzt um Genauigkeit geht.

Der ausgeschnittene Verriegelungskeil muß in seiner Breite nun so angepaßt werden, daß er exakt und rechtwinklig dort rein paßt, wo wir mit den blauen Schnitten den Mittelteil herausgenommen haben.

Der so eingepaßte neue Verriegelungskeil wird nun erst mal seitlich mit dem TK verklebt (UHU Plus Endfest 300), wobei das Maß zum hinteren Teil des TK exakt stimmen muß, sonst greift die Klemmung von der Kopfblende nicht richtig.
Auf der Oberseite (zur Kopfblende hin) muß das Ganze plan bleiben.




Nächster Schritt ist eine neue Aussparung für den Klemmriegel der Kopfblende. Hier ist dremeln mit viel Feingefühl und sukzessives Probieren + Anpassen gefragt. Vorsicht (!) beim Probieren mit dem Klemmriegel, sonst bricht der eingeklebte Steg wieder heraus.



Wenn das soweit paßt, dann geht's an die Konturierung des Headshell-Kopfes. Ich habe dazu unten und vorne (mit entsprechender Rundung) mit Tesa-Film abgeklebt und mit UHU Plus Acrylit aufgefüllt. Anschließend alles nochmal etwas mit dem Dremel in Form gebracht und entkantet.
Wichtig ist hierbei auch, daß die Dicke des TK erhalten bleibt und beim Planschleifen des Füllklebers das TK im Querschnitt parallel bleibt, ansonsten würde das System später schief sitzen.

Als letztes muß ein Loch für den Paß-Stift gebohrt werden (D=1,5mm). Hier bei ist wieder das Maß zur Hinterkante des TK bestimmend. Wie man auf meinen Bildern sehen kann, habe ich mich dabei leider um 1mm verhauen, mußte nachbessern, wieso der Stift nun schräg drin sitzt. Funktioniert meiner Erfahrung nach aber auch. Der Stift muß mittig sitzen und darf oben 2 bis max. 2,5mm raus schauen. Man kann dafür das Ende eines 1,5mm Bohrers oder so wie ich, einen entsprechenden Stahlnagel nehmen. Der Stift wird eingeklebt und dann oben auf passende Länge und unten plan zur Oberfläche geschliffen. Ggf. lockert sich die Klebung durch die entstehende Hitze, muß also evtl. nochmal nachgeklebt werden.



Der Adapter ist somit fertig:





Das Finish erfolgt wahlweise mit schwarzer oder silbriger Farbe. Das habe ich noch nicht gemacht, weil ich momentan beides noch nicht habe.



Nachtrag:

Nachdem es dieser Tage mal dran ging, an dem Adapter auch mal ein System zu betreiben:

Aus mir unerfindlichen Gründen hängt der Adapter schief in der Headshell, obwohl die Oberseite plan ist. Ich vermute, daß der Keil in dem der Riegel der Headshell eingreift etwas schief sitzt und beim Verriegeln sich dann der Adapter etwas seitlich neigt.

Gut daß ich vor dem Einbau des Systems mal mit einer Druckbleistiftmine nachgecheckt habe:



Habe ich pragmatisch mit einer kleinen Ausgleichsunterlage (verklebt mit dem Adapter) behoben:




Danach, mit Ausgleichsunterlage:



Dann den Adapter mit matt schwarzer Modellbaufarbe lackiert:




System:

Ich habe mich für ein Ortofon OM entschieden. Aktuell noch mit Nachbaunadel, aber nach Hörsessions in den letzten Wochen, auch mit dem originalen ULM-60E System, kommt da noch eine Ortofon Nadel 40 dran - wenn schon, denn schon

Also, wieso das Ortofon OM ?

(a) Es klingt mMn nach Klasse
(b) Es harmoniert wegen seines Gewichts (2,5g), seiner Nadelnachgiebigkeit (25μm/mN) und seiner Bauhöhe optimal mit dem ULM Arm

Gewichtsmäßig kann man es noch etwas abspecken, wenn man das eingelegte Plättchen raus nimmt:



Justage des Systems:

Justieren kann man natürlich mit einer Schablone, aber ich habe ja den originalen Adaptersatz samt Lehre. Also wieso nicht damit machen ...

An die Lehre habe ich erst mal mit Tesa einen kleinen "Papp-Anschlag" geklebt:



Dann den Adpater an das TK aus dem originalen Adaptersatz geklammert, so daß die hinteren Anschlagskanten bündig sind, sich also insgesamt (bezogen auf die Länge des originalen TK) wieder der gleiche Nadelabstand ergibt:



Dann das Gebilde sacht in einem Schraubstock fixiert, damit auch die seitliche Ausrichtung paßt:



Lehre aufgelegt:



System eingestellt, so daß sich die Nadel im Dreieck der Lehre befindet:



Feddisch und eingebaut:

Justieren kann man natürlich mit einer Schablone, aber ich habe ja den originalen