Selbstbau Schallplatten Waschmaschine
(zuletzt
geändert 06.03.2021)
Inhalt:
Vorwort
- Wer
viele Schallplatten gebraucht kauft wird das Thema kennen.
- Die LP's sind teilweise staubig, knistern stark oder wurden bei einer Party mal in Cola ertränkt.
- Gut, man muß solche üblen LP's nicht unbedingt kaufen, bzw. kann sich ja auch saubere Exemplare an tun.
- Ich habe mir aber auch schon mal Konvolute gekauft und da kommt halt was kommt.
- Nachdem
ich mal in einem Second Hand Plattenladen den Unterschied vor und nach
einer Plattenwäsche sehen und hören konnte, war für mich
klar, daß ich sowas auch will.
- Fertige
Plattenwaschmaschinen sind eine teure Angelegenheit. Bevor ich nun hier
also allen Ernstes einige 1000€ versenken sollte, habe
ich nach Alternativen Ausschau gehalten.
The Cheap Thrill
- Gut, die Methode kennt vermutlich jeder, der sich mit dem Thema Plattenwäsche auseinandersetzt.
- Hier die originale Waschseite dazu und noch eine mit guten Tips.
- Um ehrlich zu sein, hat die Methode bei mir nie so wirklich gut funktioniert.
- Obwohl die Platten optisch super aussehen, schien der meißte Schmutz irgendwie in der Platte zu bleiben.
- Jedenfalls knisterte es nach der Wäsche eigentlich genauso wie vorher.
Knosti Antistat
- Nach etlicher Recherche bin ich auf die Knosti Antistat aufmerksam geworden.
- Preislich noch einigermaßen im Rahmen (wenn man das für 'nen Haufen Plastik so sagen kann), also ausprobiert.
- Das Ergebnis war eigentlich ganz ok, hatte aber einige Haken:
- So einfach auf dem Ständer abtropfen lassen geht meiner Erfharung nach nicht.
- Es
bleibt nämlich unten immer ein angetrockneter Tropfen oder ein
ganzer Streifen an der Einlaufrille, den man von Hand (z.B, mit einem
Microfasertuch) nachputzen muß.
- Das größte Problem war aber, daß sich nach der Wäsche beim Abspielen an der Nadel weißer Staub gesammelt hat.
- Erst nach circa 3-maligem Abspielen kratzte die Nadel dann nichts mehr aus der Rille.
- Der Effekt war leider teilweise so extrem, daß man das Abspielen unterbrechen mußte um die Nadel zu putzen.
- Ok, woher kommt das ?
- Der
Dreck wird in der Knosti zwar gelöst, aber die Bürsten
bekommen das nicht aus den Tiefen der Rille (Cheap Thrill übrigens
auch nicht).
- Wo es vor
der Wäsche geknistert hat (festgebackener Dreck in der Rille),
knisterte es hinterher zwar nicht mehr so stark, der Dreck wurde
offensichtlich schon angelöst kam aber erst
durch "Rauskratzen" per Abstastnadel aus der Rille.
- Ergo auch nicht der Weißheit letzter Schluß.
- Das war nun der Punkt an dem ich mir nochmal das Prinzip der Maschinen mit Absaugung genauer angeschaut habe.
Waschmaschine mit Absaugung
- Wie im Teil Knosti Antistat erwähnt, muß der Dreck also irgendwie aus der Rille
- Dazu muß man sich den Vorgang der Absaugung und deren Führung mal im Detail genauer anschauen:
- Zur Absaugung wird eine Düse über die Plattenoberfläche gezogen
- Die Düse muß Abstand haben damit sie nicht die Plattenoberfläche zerkratzt.
- Etliche Maschinen machen das mit einem Bindfaden, der durch die Düse läuft.
- Damit wird der Abstand garantiert
- Wenn
die Düse an einem Arm (ähnlich des Tonarms) montiert ist,
dann wird die Düse automatisch über die
Plattenoberfläche geführt, da der Faden der
spiralförmigen Rille folgt
- Haken: Das Reinigen dauert circa so lange wie die Spieldauer der Platte
- An der Düse entsteht eine Strömung, deren Geschwindigkeit abhängt von
- Unterdruck in der Düse
- Abstand zur Oberfläche
- Durchmesser der Düse
- Weniger
wie Vakuum geht nicht, also kann man die Strömungsgeschwindigkeit
noch mit möglichst geringem Abstand und einer feinen Düse
beeinflussen
- Im Internet gibt es zig Seiten und Videos, die DIY Waschmaschinen beschreiben.
- Für mich war die Seite DIY Plattenwaschmaschine von CaptnDifool am hilfreichsten.
Waschmaschine mit Staubsauger
- Ausgehend von obigen Überlegungen wollte ich für ein paar Mal Platten waschen im Jahr kein riesen Ding machen.
- Also keine Bindfadenführung, sondern einfach Führung des Absaugungsarms von Hand.
- Dazu möglichst billig.
- Einfache
und billige Plattenspieler gibt es wie Sand am Meer, wobei es (im
Nachhinein betrachtet) nicht so toll ist einen riemengetriebenen zu
nehmen.
- Riementriebler
bringen mitunter nicht genügend "Wumms" mit den Teller noch zu
drehen, wenn man mit der Bürste versucht zu reinigen.
- Die erste Idee war es dann also, den Unterdruck per Staubsauger zu erzeugen.
- Aber der Reihe nach....
Abscheider:- Die
abgesaugte Flüssigkeit soll nicht in den Staubsauger (oder
Vakuumpumpe) gelangen, muß also über einen Abscheider
abgesondert werden.
- Der Aufbau ist der Seite von CaptnDifool entlehnt:
Staubsaugeranschluß:- Der Einlaufschlauch geht etwas tiefer ins Glas, damit die einspritzende Flüssigkeit nicht in den Absaugschlauch spritzt.
- Der Absaugschlauch ist dicker im Querschnitt, daß sich kein Staudruck entwickeln kann.
- Im Folgenden der Anschluß des Staubsaugers:
Absaugung:- Nun zur Absaugung am Tonarmkopf.
- Wichtig hierbei der schräge Anschnitt des Absaugungsschlauchs (Silikonschlauch mit ca. 1mm Innendurchmesser).
- Dieser Anschnitt dient dazu,
- daß der Abstand zur Plattenoberfläche konstant bleibt
- und es bildet sich daran eine "Stauwelle" der Flüssigkeit, die damit besser abgesaugt werden kann
- Hier der gesamte Aufbau
Armführung:- Die Führung des Arms ist einfach
- Ein
Gummi zieht den Arm zur Plattenmitte, wo man mit der Absaugung startet
(da die Flüssigkeit durch die Zentrifugalwirkung eh nach
außen fließt)
- Ein Käbelchen dient als Schnur, an dem der Absaugungsarm langsam nach außen gezogen wird
Der Haken des Ganzen:- Im Prinzip tut das ganz gut, der Staubsauger erzeugt erkläglich Unterdruck
- Für eine Plattenseite benötigt man einige Minuten, je nachdem wie schnell man den Arm zieht
- Bei einigen LP's bedeutet das aber, daß
- der Staubsauger relativ lange Zeit unter Vollast läuft
- irgendwann heiß läuft
- und der Motor dann über die integrierte Temperatursicherung abgeschalten wird
- Was
ich zu dem Zeitpunkt nicht wußte ist, daß ein
Staubsaugermotor über die angesaugte Luft gekühlt wird und in
dieser Anwendung strömt da halt nicht mehr viel Luft.
- Somit mußte doch eine Veränderung her, die dauerhaft in der Lage ist Unterdruck zu erzeugen.
Waschmaschine mit Vakuumpumpe
- Wieder war es die Seite von CaptnDifool die mich drauf brachte mal nach Vakuumpumpen Ausschau zu halten.
- Für erträgliche 50€ fand ich eine Vakuumpumpe Marke "Thomas", Typ "2107 VD 20".
- Diese
Membranpumpe ist für Dauerbetrieb ausgelegt, muß nicht
geschmiert werden und kann als ausgesprochene Vakuumpumpe auch einen
ordentlichen Unterdruck erzeugen.
- Im Folgenden die Pumpe
- mit Kfz. Benzinfilter zur Filterung eventueller Flüssigkeit im Ansaugschlauch
- mit Flüssigkeitsabscheider
- Montage auf einem Brett
Ergebnis:- Das tut prima
- Die Pumpe läuft maximal handwarm
- Ist als Membranpumpe auf Dauer nur vielleicht etwas laut, bzw. hat einen etwas nervigen "Sound"
Ergebnis und weiteres Zubehör
Ablauf der Reinigung- Dazu hier nochmal das Video wie die Reinigung abläuft.
- Das zeigt zwar noch den Zustand mit dem Staubsauger, aber der Reingungsablauf ist ja auch mit Vakuumpumpe prinzipiell gleich.
Bürste- Hier habe ich irgendwo aus dem Internet den Tip gefunden, eine Babyhaarbürste aus weichem Ziegenhaar zu verwenden.
- Sowas erhällt man auch günstig.
- Wobei die Bürste zu groß ist, weswegen ich sie der Länge nach geteilt habe.
- Die Haare habe ich in unterschiedlichen Längen abgeschnitten.
- Somit habe ich
- eine Bürste mit langen und weichen Haaren zum "Einweichen" der Platten
- eine Bürste mit kurzen und steiferen Haaren zum "Bürsten" der Platten
Flüssigkeit- Hierzu gibt es zig "Wissenschaften" im Internet.
- Meiner Meinung nach sind die folgenden Eigenschaften interessant:
- Reinigungsanteil (z.B. Alkohol)
- Verdünnung mit destilliertem Wasser (kein Leitungswasser wegen den enthaltenen Mineralien)
- Reduzierung der Oberflächenspannung (mittels Geschirrspülmittel)
- Nach etwas Ausprobiererei, bin ich zu folgender Mischung gekommen:
- 50% beliebiger Fensterreiniger (enthällt Alkohol ist aber schon verdünnt)
- 50% destilliertes Wasser
- ein paar Tropfen Geschirrspülmittel (auf 500ml)
- Das ganze in ein alte Geschirrspülmittelflasche oder eine Labor Spritzflasche gefüllt, damit sich das gut auf der Schallplatte dosieren läßt