Inhalt:
Vorgeschichte:
Bis vor kurzem hatte ich an
jedem meiner Receiver je ein Paar LS angeschlossen. Die jeweiligen Kombinationen
ergaben sich dadurch, wie sie in meinen Ohren am besten zusammen klangen.
Seit dem fünften Receiver habe ich nun ein massives Platzproblem -
würde das doch nun auch 5 Paar LS bedeuten. Andrerseits bin ich mit
dreien (u.U. sogar mit nur zweien) meiner Boxen durchweg zufrieden, weßhalb
es eigentlich sinnlos wäre weitere Boxen zu horten.
So kam in mir die Idee hoch
eine Umschalteinheit besitzen zu wollen, an der man "1 aus x Receivern"
auswählen kann und diesen dann an "1 aus x LS" betreiben kann. D.h.
jeder vorhandene Receiver soll an jedem vorhandenen LS betrieben werden
können.
Der Markt gibt bzgl. Verstärkerumschalter
nicht allzuviel her:
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Es sind günstige bei denen
2 Geräte an ein paar LS gelegt werden können
-> reicht mir nicht
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Es sind teure Umschalter
-> ist mir zuuuu teuer
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Es sind eigentlich LS Umschalter
die man rückwärts betreiben müßte und dabei riskiert,
daß beim Umschalten die Verstärkerausgänge kurzfristig
kurzgeschlossen werden
-> ist mir zuuuu riskant
=> also: Selbst ist der Mann …
Anforderungen:
Um es gleich vorweg zu nehmen,
bei meinem Umschalter wird es allen High-End Freaks die Nackenhaare hochstellen.
Nichts desto trotz habe ich mich für die folgende Variante entschieden,
weil sie m.M.n. einen ausgewogenen Kompromiß zwischen Umschaltmöglichkeiten,
Kosten, Robustheit und Klang(einbußen) darstellt.
Also, was hatte ich mir im
Vorfeld auf die Fahne geschrieben:
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In meinem Regal haben beim besten
Willen nur max. 4 Receiver Platz. Deswegen ein Umschalter (eingangsseitig)
"1 aus 4 Receivern". Wegen der Symmetrie (bzgl. der Schalter auf der Frontplatte)
dann eben auch ausgangsseitig die Umschaltung "1 aus 4 LS".
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Kosten so max. ca. 40-50 EUR.
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(Vergleichsweise) klein, weil
es im Regal neben den Receivern noch rein passen mußte.
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Passive Lösung, also nix
mit Relais etc. weil ich nicht noch ein Steckernetzteil rumfahren haben
möchte.
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Einfach aufzubauen, also ohne
größere Gehäusearbeiten, Platine o.ä.
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Fehlbedienung (z.B. durch meine
Kinder) darf nicht zu einem abgerauchten Gerät führen, ebenso
nicht das Umschalten im laufenden Betrieb.
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Flexibel, also Steckverbinder
damit ein Hin-und-Her-Stöpseln einfach möglich ist.
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Muß nicht die volle Leistung
abkönnen (weder im geschalteten Zustand noch beim Umschalten), weil
ich sowieso nur max. "gehobene" Zimmerlautstärke höre (also <1W).
Realisierung:
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Bzgl. der Umschaltung müssen
es Schalter sein, die zwischen den geschalteten Polen eine "Aus"-Stellung
haben. Damit ist gewährleistet, daß die Verstärkerausgänge
beim Umschalten nicht kurzzeitig kurzgeschlossen werden. Pro Gerät
müssen 4 Pole (R+, R-, L+, L-) geschaltet werden.
Eigentlich wollte ich Drehschalter
nehmen, aber bei 4 Geräten + "Aus"-Stellung wäre das auf 4pol
Drehschalter mit 8 Stellungen rausgelaufen und die sind gar nicht bzw.
u.U. nur sehr teuer (Sonderanfertigung ca. 90EUR/St) zu bekommen. Also
mußte ich auf eine Variante mit kaskadierten 4-poligen "Ein-Aus-Ein"-Schaltern
ausweichen.
Dabei schalten je zwei Schalter
in einer ersten Ebene zwischen Gerät 1&2 (S1) und 3&4 (S2)
um. Der Schalter (S3) in der zweiten Ebene schaltet dann zwischen S1 und
S2 um (also sozusagen zwischen Gerätegruppe 1/2 und 3/4). Die Mimik
ist auf Seite der Receiver- und der Seite der LS-Auswahl die gleiche.
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Nach einiger Suche bzgl. der Stecker,
habe ich mich für die guten alten DIN Stecker für LS entschieden.
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Vorteil: Billig, beide
Pole (+/-) auf einem Stecker, verpolungssicher, vergleichsweise sichere/feste
Steckverbindung.
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Nachteil: Die "stromliefernde
Seite" der Verstärker hat dann auch Stecker (ich fand für die
Umschaltbox keine Einbaustecker, sondern nur Einbaubuchsen) obwohl man
hier besser Kupplungen nehmen würde. Die sind geschützt gegen
ungewollte Berührung (Kurzschlußsicherheit), wenn man mal unter
Strom umstecken sollte. Da muß man halt etwas aufpassen, bzw. umstöpseln
nur im ausgeschalteten Zustand um auf Nummer sicher zu gehen.
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In den Sinn gekommen sind mir
hier auch noch:
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Lüsterklemmen (-> kann man
nicht einfach umstecken, sondern muß schrauben)
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Lautsprecherklemmen (-> da habe
ich immer irgendwie das Gefühl, daß die Kabel rausflutschen
könnten)
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Mehrpolige Stecker (z.B. Fa. Neutrik
oder die aus dem PA Bereich)
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Vorteil: 4 Pole pro Stecker
möglich, sehr sichere Verbindung wegen den Arretierungen die die haben.
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Nachteil: Relativ großes
Einbaumaß (-> hätten u.U. nicht alle in das kleine Gehäuse
gepaßt) und sie sind teuer.
Aufbau:
Der Aufbau ist denkbar einfach,
vorausgesetzt man kann löten. Einfach die Löcher für die
Schalter und DIN-Buchsen in die Front- und Rückseitenbleche bohren,
dann die Schalter und Buchsen einschrauben und das Ganze nach Plan verlöten.
Aufpassen muß man lediglich
beim Bohren der DIN-Buchsen auf der Rückseite. Die gingen da in mein
Gehäuse nur rein, wenn sie wirklich dicht an dicht liegen. D.h. beim
Anzeichnen der Bohrlöcher und beim Bohren selbst drauf achten, daß
das Loch dann auch dort sitzt wo es hin soll. Nur ein 1/2mm daneben und
es geht an der Gehäusekante dann nicht auf und man muß am Gehäuse
etwas abfeilen.
Mit dem Ohmmeter alles nochmal
durchtesten:
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Alle Zuordnungen der Ein-/Ausgänge
korrekt ?
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Keine links/rechts oder plus/minus
Vertauschungen ?
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Keine Kurzschlüsse zwischen
benachbarten Polen ?
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Keine kurzzeitigen Kurzschlüsse
beim Umschalten ?
Pronto - fertig zum Anschluß
und lief bei mir tadellos.
Pläne
& Bilder:
Hier noch einige Unterlagen
dazu:
und einige Bilder:
Zusätze
& Einschränkungen:
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Das Prinzip mit dieser Schalterkaskadierung
ließe sich natürlich noch erweitern, wenn man die Schaltung
verdoppelt und einen weiteren Schalter in der dann dritten Ebene einführt.
Das ergibt dann eine "1 aus 8" Auswahl usw.
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Irgendwo hat das Ganze dann vermutlich
seine Grenzen, weil das Signal ja dann doch über einige Kontakte hinweg
muß.
Aktuell sind das:
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LS Klemmen am Receiver/Verstärker
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IN Stecker an der Umschaltbox
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2x Schalter auf der IN Seite
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2x Schalter auf der OUT Seite
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OUT Stecker an der Umschaltbox
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Klemmen/Stecker am LS
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Ich hab' das mal gemessen (hat
mich dann doch interessiert). Bei mir liegt der Widerstand zwischen Kabel
vom Receiver und dem Kabel zum LS bei ~0,4Ohm, also nicht wirklich viel.
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Wenn man die LS-Buchsen durch
Cinch ersetzen würde, dann könnte man die gleiche Box auch zum
Umschalten von Quellen verwenden.
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Die Ausgangsselektion (S4-S5)
könnte dann entfallen und man könnte "1 aus 4" Quellen an einen
Eingang durchschalten.
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Die Verdrahtung ist dann einfacher
zu machen, weil man keine so störrischen Kabel hat (dünner tut's
da ja dann auch).
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Der Umschalter kann so NICHT
für Röhrenverstärker benutzt werden, weil deren
Ausgänge nicht ohne Last betrieben werden dürfen.
Schaltungsmodifikation
zur Verwendung als Quellen-Umschalter:
Anwendungsbeispiel:
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Erweiterung für einen Verstärker,
welcher nur einen Tape-Anschluß besitzt, um daran bis zu 3 Tapedecks
anschließen zu können.
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Aufnahme und Wiedergabe soll für
alle 3 Tapes uneingeschränkt funktionieren.
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Überspielmöglichkeiten
sollten gegeben sein, also Tape 1 -> 3 / 2 -> 3 / 3 -> 1 / 3 -> 2 / 2 ->
3 / 2 -> 1 etc.
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Zusammenfassend also:
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Zum einen braucht es je einen
Aufnahme- und Wiedergabepfad vom Verstärker auf Tape 1-3.
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Zum anderen noch je einen Aufnahme-
und Wiedergabepfad von Tape 1-3 auf Tape 1-3.
Was muß an der Schaltung
des Verstärkerumschalters geändert werden ?
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Zunächst einmal muß
man natürlich als Buchsen Cinch oder DIN 5-pol verwenden.
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Bei der Anwendung als Verstärkerumschalter
werden ja Lautsprecher-Ausgänge (Auswahl 1 aus 4) auf Lautsprecher-Boxen
(Auswahl 1 aus 4) geschalten.
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Man muß nun die Umschaltepfade
umdefinieren:
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Schaltergruppe 1 (je 3 Umschalter
links im Schaltplan):
Auswahl der Wiedergabequelle (1 aus 4 = Verstärker + Tape 1-3)
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Schaltergruppe 2 (3 Umschalter
rechts im Schaltplan):
Auswahl der Aufnahmequelle (1 aus 4 = Verstärker + Tape 1-3)
Geänderte Schaltung:
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Obacht:
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Der Einfachheit halber ist hier
nur ein Pol gezeichnet.
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In echt braucht man diesen Signalpfad
insgesamt
4 Mal (1. Pol: Linker Kanal + / 2. Pol: Linker Kanal - / 3. Pol: Rechter
Kanal + / 4. Pol: Rechter Kanal -)
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Realisierung also mit insgesamt
6 Stück 4-poligen Umschaltern.
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Ich würde welche mit 3 Schaltstellungen
(ON-OFF-ON) nehmen (das wären dann die Gleichen wie beim Verstärkerumschalter).
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Damit hat man die Möglichkeit
momentan unbenutzte Signalpfade abschalten zu können (Mittelstellung).
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Ich empfinde das am Umschaltpult
als übersichtlicher, weil die Schalter durch ihre Stellung eben dann
schon anzeigen, welche aktiv sind und welche nicht.
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Beim Verstärkerumschalter
ist die OFF-Mittelstellung Pflicht, um Kurzschlüsse der Lautsprecher-Ausgänge
beim Umschalten im laufenden Betrieb zu verhindern.
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Bei einem Quellenumschalter würden
aber prinzipiell auch einfache Umschalter mit 2 Schaltstellungen (ON-ON)
ausreichen.
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Je nach belieben (und weil hier
ja kleine Leistungen geschalten werden) kann als Schalter auch ein Stufen-Drehschalter
(z.B. Reichelt Art-Nr. "DS 4" mit 4 Polen/3 Stellungen) verwendet werden.
Einige Signalflußbeispiele:
Gehäuse:
Wenn die Buchsen platzmäßig
alle unterzubringen sind, dann dürfte das gleiche Gehäuse passen,
weil sich die Zahl der Schalter nicht ändert.
Einschränkungen:
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Wenn man z.B. von Tape 2 auf Tape
3 überspielt, dann kann man nicht gleichzeitig von Tape 1 auf den
Verstärker wiedergeben.
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Während des Umschaltens kann
es zum einem leichten Umschaltknacks kommen. Diese können auf verschiedene
Weise entstehen:
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Zum einen wenn an den Verbindungsstellen
Gleichspannungspotentialdifferenzen vorliegen (z.B. Trennkondensatoren
sind nicht auf das selbe Potenzial geladen). Diese Potentialdifferenzen
werden beim Schaltvorgang ausgeglichen, was zum Knacksen führt.
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Eine andere Ursache liegt im abrupten
Schalten des sich ändernden Signals. Diese erhalten beim Schalten
Schaltflanken, die dem Ohr dann als scharfe Pegelanstiege auffallen und
als Knacks wargenommen werden.
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Beide Effekte sind mit obiger
Schaltung auf einfach Weise leider nicht abzustellen.