Anpassung des Außendurchmesser von Andruckrollen (z.B. Akai GXC-760 Kassettendeck)
(zuletzt geändert 29.03.2009)



Inhalt:

Einleitung:

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ausgebaute Rolle

linke Rolle

rechte Rolle


Capstan-Antrieb:

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Geometrie der Andruckrolle:


Bezugsquellen:

Meine Bearbeitungsversuche habe ich mit Rollen von folgenden Lieferanten gemacht:
 

  • Conrad (Art.-Nr. 380075)
  • Antriebsrollen-Set mit 4 einfachen Rollen unterschiedlicher Abmessungen
  • Kunststoffkern
  • ca. 0,50€ pro Rolle
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  • Good-Old-Hifi (Modell 70-08)
  • Hochwertige Rolle mit Bronzekern
  • ca. 7,00€ pro Rolle
 



Bearbeitung Außendurchmesser (Verfahren 1 = taugt nicht):
 
  • So, nun mal zum Kern der Seite. Wie kann man eine solche Gummiandruckrolle bearbeiten, damit der Außendurchmesser kleiner wird ?
  • Mein erster Versuch (an einer der alten Originalrollen) sah so aus:
    • Rolle mittels einer Schraube in eine Bohrmaschine einspannen
    • Eine mittelgrobe Feile möglichst rechtwinklig dagegen halten
    • Das Ergebnis war eher ernüchternd:
    • Die Oberfläche wurde viel zu rauh und nicht wirklich rechtwinklig
    • Eventuell ist das aber auch dadurch verursacht worden, daß einfach der alte Gummi schon zu spröde war
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Bearbeitung Außendurchmesser (Verfahren 2 = taugt):

Nach dem Tiefschlag mit Verfahren 1 nun also mit etwas Hirnschmalz das Verfahren verfeinert, in dem man zwei Bohrmaschinen verwendet.
 

Bohrmaschine 1 (langsam drehend):
  • Man nehme eine Schraube, die den gleichen Durchmesser hat wie das Loch in der Rolle (hier 2,5mm)
  • Mittels Unterlagscheibe, Zahnscheibe und Mutter wird die Rolle auf der Schraube festgespannt.
  • Achtung:

  • Die Rolle darf sich während der folgenden Bearbeitung auf gar keinen Fall auf der Schraube durchdrehen, weil die Schraube sonst die Innenbohrung der Rolle kaputt macht.
  • Das Gewinde der Schraube wird in das Bohrfutter einer Bohrmaschine gespannt.
  • Die Rolle soll sich in der Bohrmaschine mit langsamer bis mittlerer Drehzahl drehen, damit der Abschliff möglichst ohne Unrundheit geschieht.
  • Die Drehzahl der Bohrmaschine habe ich mit einer Steckdosen-Phasenanschnittsteuerung verringert.
  • Tip:
    • Die folgenden Bearbeitungsschritte gelingen besser, wenn man die Gummirolle vor dem Abschleifen in den Gefrierschrank legt.
    • Erwärmung während der Bearbeitung kann man dann immer mal wieder mit Kältespray ausgleichen.
    • Dadurch wird der Gummi härter und läßt sich leichter schleifen.
    • Außerdem wird die Oberfläche feiner ("samtiger").
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Bohrmaschine 2 (schnell drehend):
  • In einer zweiten Bohrmaschine wird ein zylindrischer Schleifstein (hier Dremel Art.-Nr. 8193) eingespannt.
  • Der Schleifstein sollte sich möglichst schnell drehen, weswegen sich hier z.B. ein Dremel anbietet.
  • In meinem Fall hatte ich hierzu einen selbstgebauten "Dremel" noch aus Studienzeiten zur Verfügung, der mal aus einem alten Motor entstanden ist.
 
Aufbau:
  • Bohrmaschine 1 kommt in einen Bohrständer, der waagrecht umgelegt und auf einer stabilen Unterlage festgespannt wird.
  • Um die nun liegende Hochachse des Bohrständers läßt sich jetzt die aufgespannte Rolle abheben und absenken.
  • Bohrmaschine 2 wird starr auf der Unterlage festgespannt.
  • Die Achsen der beiden Bohrmaschinen müssen peinlich genau parallel zu einander ausgerichtet sein.
  • Um höheren Abrieb an der Rolle zu erzeugen, habe ich beide Bohrmaschinen gegenläufig laufen lassen.
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Grob-Bearbeitung:
  • Ziel ist es ja nun die 13mm Rollen auf einen Durchmesser von 11mm zu bekommen.
  • Zunächst kann man dazu unter der Bohrmaschine 2 einen Holzklotz unterlegen und mit einer mittelgroben Feile (siehe Verfahren 1) erst einmal ca. 1mm abtragen (geht dann etwas schneller).
  • Allerdings muß man dabei aufpassen, daß der Gummi dabei zylindrisch bleibt.
  • Die Feile dabei nicht zu stark andrücken, damit sich der Aufbau nicht verbiegt und nicht schon in dieser Phase Unrundheiten entstehen, die später bei der Feinbearbeitung nicht mehr auszugleichen sind.
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Fein-Bearbeitung:
  • Danach kommt die Feinarbeit, d.h. das Abschleifen auf das Endmaß von 11mm.
  • Dazu wird die Rolle von oben auf den Schleifstein abgelassen und mit leichtem Druck angepreßt. Das erfordert etwas Feingefühl:
    • Wenn zu stark gedrückt wird, dann verbiegen sich die Wellen zueinander und der Gummi wird konisch.
    • Zudem wird der Gummi evtl. zu stark gepreßt was ihn bauchig oder unrund werden läßt.
    • Wird zu wenig Kraft aufgebracht, dann findet kein Abrieb statt.
  • Das beste Ergebnis habe ich erreicht ohne großen Druck auszuüben, aber mit stark unterschiedlichen Drehgeschwindigkeiten.
  • Der Schleifvorgang wird nun solange fortgeführt, bis der gewünschte Durchmesser entstanden ist.
  • Zu kleiner werdenden Durchmessern hin empfiehlt es sich, den Anpreßdruck an den Schleifstein zu verringern, damit die Oberfläche feiner wird.
  • Für Abtrag von 1mm kann das schon ca. 10 Minuten dauern, weil vergleichsweise wenig abgeschliffen ist.
  • Geduld ist also notwendig ;-)
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Bearbeitung Dicke:


Reinigung:


Ergebnis:

Hier das Ergebnis an verschiedenen Rollen nach der Bearbeitung im Verfahren 2:
 

Conrad Rolle:
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nach der Bearbeitung
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eingebaut
"Good-Old-Hifi" Rolle:

nach der Bearbeitung

eingebaut
Gummi der Conrad Rolle vom Kunststoffkern abgezogen und auf den alten Originalkern aufgezogen:
  • Dieser Versuch hat leider nicht funktioniert, weil nach dem Einbau das Band ziemlich verknittert wurde.
  • Ich vermute, daß ich es nicht geschafft habe, den Gummi 100% parallel auf den Kern zu schieben.
  • Dadurch lief der Gummi vermutlich Schlangenlinien und das Band eben auch.

alter Gummi vom Kern entfernt


Gummi der Conrad Rolle von ihrem Kunststoffkern abgezogen


neue Gummis auf alten Kern aufgezogen
 



Einbau:
 
Nach gründlicher Reinigung der Andruckrolle und des Zapfens:
  • einen kleinen Tropfen Nähmaschinenöl in das Loch der Rolle geben (nichts auf den Gummi kommen lassen !)
  • Rolle auf den Zapfen stecken
  • Unterlagscheibe draufsetzen
  • Sprengring einsetzen
  • Axiales Spiel prüfen (Rolle muß sich leicht drehen lassen, aber darf dennoch kein größeres Spiel haben)
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  • Wie man aus obigem Bild sehen kann ist die linke Rolle nun etwas kleiner (ca. D=10mm) als die rechte Rolle (D=11mm).
  • Das hat den Grund, daß der linke Bandführungshebel sich nun etwas freier bewegen kann.
  • Außerdem soll die linke Rolle laut Service Manual etwas weniger Anpreßdruck (Einstellung über die Feder am Rollenhebel) haben, als die Rechte.
  • Das Deck mit zwei unterschiedlichen Andruckrollen laufen zu lassen (muß man ja nicht machen) geht aber nur, wenn die unterschiedlichen Durchmesser von der Laufwerksmechanik ausgeglichen werden.
  • Beim Akai GXC-760D geschieht das ja über je einen gefederten Rollenhebel.
  • In allen anderen Fällen müssen die nachbearbeiteten Rollen dann eben paarig auf den originalen Durchmesser bearbeitet werden.